“Regionalbahn 47 kann Betrieb über die Müngstener Brücke mit Reisenden am 2. Mai nicht aufnehmen
Fehlerhafte Gewichtsangabe im Antrag an das Eisenbahn-Bundesamt(Düsseldorf, 29. April 2011) Der planmäßige Personenverkehr (Regionalbahn 47, Solingen-Remscheid-Wuppertal) über die Müngstener Brücke kann am 2. Mai noch nicht wieder aufgenommen werden. Durch eine fehlerhafte Gewichtsangabe im Antrag der Deutschen Bahn reicht der Bescheid des Eisenbahn-Bundesamtes nicht aus, um mit den Fahrzeugen der Baureihe VT 628.4 mit Reisenden über die Brücke zu fahren. Die Züge müssen als Leerfahrt verkehren.
Bis einem berichtigten Antrag stattgegeben wird, bleibt der Schienenersatzverkehr mit Bussen zwischen Remscheid-Güldenwerth und Solingen Mitte bestehen. Die zusätzlichen Züge von und nach Remscheid in und aus Richtung W-Oberbarmen/Düsseldorf verkehren nicht mehr.
Wir bitten für die weitere Verzögerung der Wiederaufnahme des Betriebes auf diesem Teilstück um Entschuldigung.
Herausgeber: DB Mobility Logistics AG
Potsdamer Platz 2, 10785 Berlin, Deutschland
Verantwortlich für den Inhalt:
Leiter Kommunikation Oliver Schumacher”
http://www.deutschebahn.com/site/bahn/de/presse/verkehrsmeldungen/nrw/nrw20110429b.html
Unglaublich: Müngstener Brücke frei – Züge zu schwer!
Ich mag ja das Bahnfahren. Es ist eine sehr angenehme Art der Fortbewegung. Gelegentliche Verspätungen, ab und zu auch Zugausfälle, das ist unvermeidlich. Wenn ein Bauer seinen Traktor auf dem Bahnübergang abstellt, kann die Bahn nichts dafür. Wenn jemandem im Zug schlecht wird und er einen Arzt benötigt, bin ich gern bereit zu warten. Das Problem der Bahn, insbesondere der DB Fernverkehr, der DB Regio NRW und von DB Netz ist, dass diese Töchter sich nicht auf unvorhersehbare Ereignisse verlassen wollen, sondern diese mit Lust selber provozieren.
Manchmal hab ich so fantastische Momente, da stell ich mir vor, wie der Chef von DB Fernverkehr ins Meeting kommt und brüllt: “Scheiße, mein ICE eben war viel zu voll, was können wir da tun?”
– “Chef, wie wär’s wenn wie die Klimananlagen nicht mehr warten, dann werden diese unverschämten Spar-Ticket-Inhaber im Sommer richtig ins Schwitzen kommen.”
– “Guter Ansatz. Aber was machen wir im Winter?”
– “Da brauchen wir nichts zu machen, sobald es kalt wird, reichen unsere Wartungsintervalle eh nicht mehr aus, um die Züge pünktlich rauszubringen, die müssen ja dann erst mal auftauen. Den Rest besorgen die Kollegen von DB Netz, die haben da was an den Weichenheizungen gedreht. Tolle Nummer!”
Da strahlt der Chef und der Kunde wundert sich.
Neulich bei der S-Bahn Rhein-Ruhr:
– “Liebe Mitarbeiter, Sie wissen, dass demnächst Beförderungen anstehen! Das Problem ist, das wir nichts vorzuweisen haben. Wir hatten zu lange keine Krise. Die Juristen aus dem Streit mit dem VRR sind alle befördert worden. Wir haben nichts vorzuweisen, wie müssen eine Krise managen. So richtig mit Medienecho und so. Das müssen die Leute am Bahnsteig auch spüren. Vorschläge?
– “Wie müssen auf jeden Fall wieder mit den alten Wagen fahren, die Triebwagen machen die Leute viel zu dankbar. Es muss wieder stinken und zu Verspätungen kommen. Vielleicht hat einer der Kollegen eine Idee…”
– “Wir können uns ja mal an den Hersteller wenden, vielleicht findet der ein Problem mit den ET 422. Am liebsten was an der Software, dann müssen wir uns nicht schmutzig machen. Er soll was finden, was die Züge so langsam macht, dass wir die alten aus dem Schrotthof- ähm – Betriebsbahnhof wieder benutzen müssen.”
– “Liebe Mitarbeiter, das klingt gut, verfolgen sie das mal.”
Szenenwechsel. DB Netz
Chef: “Schlechte Nachrichten, Leute, der Grube will nicht, dass wir uns in DB Stilllegung umbenennen. Außerdem hat er gesagt, dass er unsere Überschüsse haben will. Die sind jetzt aber schon in die Kreation des neuen Logos geflossen. Gibt’s noch irgendwelche Probleme?”
– “Ja, das ist doch da bei Düsseldorf diese komische Brücke, die schon was älter ist…”
– “Nein, die ist bei Köln. Hohenzollern heißt die.”
– “Ne, die mein ich nicht. Da über diesen Fluss. Ich komm gleich drauf..
– “Bei Düsseldorf? Der Rhein! Die Brücke in D-Hamm!
– “Nein, da im Osten von Düsseldorf…
– “Es gibt im Osten von Düsseldorf noch Brücken über Flüsse? Welche Kursbuchstrecke?
– “458.”
– “458? Die ist noch in Betrieb? Was fährt denn da?”
– “RB 47. Der Müngstener. Steht hier.”
– Ach? Und wie heißt die Brücke? Jetzt holt doch mal die Unterlagen!
Zwei Wochen später.
– “Ähm, Chef, diese Brücke da, östlich von Düsseldorf, über die wir vor einiger Zeit sprachen…
– “Ja, was ist damit?”
– “Wir haben die Unterlagen gefunden. Die waren schon im Archiv.”
– “Und wie heißt die Brücke?”
– “Moment hier steht’s. Diese blöde Frakturschrift! Kaiser-Wilhelm-Brücke. Über die Wupper. Gibt’s da nicht auch ‘ne Stadt zu? Wir kriegen dauernd so kryptische Emails wegen eines Hauptbahnhofes in Wupper-irgendwas.”
– Unwichtig, alle bedeutenden Hauptbahnhöfe kennen wir doch alle. Die fünf Finger unserer Hand, sag ich immer. Aber was ist nun mit der Brücke?”
– “Na, mich hat vor kurzem so ein Mitarbeiter vom Eisenbahn-Bundesamt drauf angesprochen. Was machen wir nun?”
– “Ich würde vorschlagen, Ihr fahrt hin und seht sie Euch an. So groß kann die nicht sein, sonst hätten wir sie ja abgerissen bei der Stilllegung.”
– “Die Strecke ist nicht stillgelegt?”
– “Nein? Dann braucht ihr ja den Dienstwagen nicht!”.
– “Wir sollen mit der Bahn fahren? Och, Chef…”
Vier Wochen später.
– “Chef, diese Kaiser-Wilhelm-Brücke heißt inzwischen Müngstener Brücke! Sie ist die höchste in Deutschland! Und schön ist sie auch!”
– “Ist sie aus Beton?”
– “Nein, Stahl.”
– “Kinder, Ihr wisst doch, ich mag keine Antiquitäten. Tunnel und Beton! Das ist doch unser Leitsatz! Vergesst die Brücke bis der Bundestag uns eine Betonbrücke bezahlt! Nun zu Beton 21 ähm Stuttgart21 natürlich…
Eine Woche später
– “Chef, das EBA hat gesagt, über die Müngstener Brücke – Chef, das ist da östlich von Düsseldorf – dürfen nur noch Züge mit max.100 t. fahren. Und nicht mehr im Begegnungsverkehr.”
– “Da fahren noch Züge?”
– “Jaaaa, Chef, RB 47. Mit Zügen der Baureihe 628.4. Das EBA sagt, wir sollen jetzt nachmessen, wie lang die Brücke noch steht.”
– “Die steht, bis wir endlich Beton angießen können.”
– “Dann sperren die uns die Brücke.”
– ” Ja und? Sperrung ist der erste Weg zum Neubau!”
– “Chef, der Chefchef will nicht. Wegen der Proteste in Stuttgart.”
– “Nicht? Ja, dann messt mal.”
2 Monate später
– “Chef, wir haben dem EBA mitgeteilt, was wir an der Brücke da östlich von Düsseldorf gemesssen haben.”
– “Und?
– “Wird eng. Die ist schon alt. Wir haben da lang nichts dran gemacht.”
– “Ach, passt schon.”
4 Wochen später
– “Chef, unsere Pressesprecher sagt, das EBA will morgen die Brücke sperren.”
– “Welche Brücke?”
– “Die da östlich von Düsseldorf. Die wir wiederentdeckt und gemessen haben.”
– “Und was ist damit?”
– “Das EBA sagt, die muß repariert werden.”
– “Repariert? Wir reparieren nichts! Wir bauen nur neu! Soweit kommt es noch!”
– “Der Pressesprecher schlägt vor, dass wir die Brücke selber sperren und sagen wir tun im Winter was dran. Der Chefchef sagt das auch. Das wär gut für die Publicity. Verantwortung und so’n Kram.”
– “Macht doch was ihr wollt. Aber an der Brücke wird kein Handschlag getan!”
2 Monate später
– “Chef, der Chefchef in Berlin sagt, wir müssen doch was an der Brücke tun. Er hat gerade ein Sanierung versprochen.”
– “Och, wie dumm! Ich will aber ein Betonbrücke! Was machen wir da?”
– “Wir wechseln so ein paar Teile aus und sagen dem EBA, dass das passt. Mit den Zügen finden wir schon was.”
Vor einer Woche.
– “Chef, das ist so toll, wir haben es mit Reparaturen geschafft, diese Brücke da, die Müngstener Brücke, wieder betriebsbereit zu bekommen. Wenn wir in den nächsten Jahren da noch was dran machen, hält die wieder 30 Jahre. Die ist echt schön Chef, mit ihrem Stahl.”
– “Aber ich wollte doch Beton. Was machen wir denn da. Ich hab’ schon was zeichnen lassen! Schaut her!
– “Chef, da steht nur eine 21.”
– “Genial, oder?”
– Tja, Chef, das EBA fragt, ob uns 100 t maximal Gewicht reichen. Die wollen die Brücke wieder freigeben.”
– “Diese doofe Brücke. Wie schwer sind die Züge da? Da muss doch was auf unserer Homepage stehen.”
– “79,9?”
– “Dann sag’ dem EBA, 69,9 t reichen. Nein, das ist zu auffällig, mach 72 t Maximallast. Dann können die Züge leer drüber fahren! Und sag dem Pressesprecher, er soll schon mal ‘ne PM bereithalten, wenn heraus ist, dass der Betrieb nicht geht. Danach schlagen wir endlich unsere Betonbrücke vor…”
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