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Stadtarchiv – bis an die Grenzen des Rechtsanspruchs

26. Juni 2011 by

Posted in: Haushaltssicherungskonzept, Uncategorized

Der Stadtbetriebsleiter und Museumsdirektor Dr.Eberhard Illner hat mir nun freundlicherweise auf meine Anfrage bezüglich der Öffnungszeiten des Stadtarchivs geantwortet. Das Stadtarchiv schließt ab Juli montags wegen Personalmangel, ein Grund, der inzwischen überall in der Stadtverwaltung auftaucht: Bei den Schwimmbädern, Feuerwehr, Kinderbetreuung, Treppen und und und. 
Hier die Antwort von Dr.Eberhard Illner: 
“Sehr geehrter Herr Kirschbaum,

Herr Oberbürgermeister Peter Jung hat mir Ihre Anfrage zur Beantwortung zukommen lassen.

In der Tat ist es so, dass die derzeitige Lage der kommunalen Finanzen notgedrungen zu Einschränkungen des Bürgerservice führt. Dabei wird stets versucht, diese Einschränkungen so gering als möglich zu gestalten. Vor dem Hintergrund einer äußerst angespannten Personalsituation im Stadtarchiv, die kurzfristig nicht zu lösen ist, wurde die Öffnungszeit des Lesesaales für die persönliche Benutzung reduziert. Dies bedeutet aber für den Bürger selbst kaum Einschränkungen, denn nach wie vor stehen den Bürgern zwei volle Tage, davon ein Tag mit längerer Öffnungszeit für Berufstätige, zur Verfügung, um von ihrem Recht zur Einsichtnahme in Akten der Stadtverwaltung sowie in die historische Sammlung und Dokumentation des Stadtarchivs Gebrauch zu machen. Damit bleibt dieser Rechtsanspruch grundsätzlich gesichert und auch in der Realität gewahrt.

Nach meiner bisherigen Erfahrung und in Ansehung der Benutzerstatistik ist es auch so, dass bislang noch in keinem Falle ein Benutzungsbegehren aufgrund von Engpässen in der Lesesaalkapazität abgewiesen oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden musste. Dieses steht auch in Zukunft nicht zu erwarten. Damit finden die Wuppertaler Bürger zweifellos immer noch weitaus günstigere Benutzungsverhältnisse ihres eigenen Archives vor als etwa die Bürger von Paris oder von Bern, in deren Archiven nicht nur Voranmeldung verpflichtend ist, sondern bei der Vergabe von Lesesaalplätzen lange Anmeldelisten von Benutzungsbegehren zu erheblichen Wartezeiten führen.

Hinsichtlich Ihrer Bemerkung zur Entgeltordnung gestatten Sie mir bitte den Hinweis, dass diese Festsetzungen und vor allem jene Tatbestände der Reduzierung oder Befreiung von Entgelten gerade zu dem Zweck eingeführt wurden, um geschichtsinteressierte Bürger und insbesondere Schüler und Studenten zu entlasten und demgegenüber jene Benutzungen mit einem Entgelt zu belegen, die über die archivarisch geleisteten Recherchendienste eine private kommerzielle Verwertung ziehen (z.B. Erbenermittlungen und Banken). Ich gehe mit Ihnen sicherlich einig, dass diese Zielsetzung der Entgeltordnung, die durch die Vertreter im Rat der Stadt Wuppertal einhellig gebilligt und beschlossen wurde, nicht ernsthaft in Frage zu stellen ist.

Im Falle einer Verbesserung der Personalsituation werden wir die Frage der Öffnungszeiten erneut überprüfen.

Gerne stehe ich Ihnen zu näheren Auskünften zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Eberhard Illner”

Sehr geehrter Herr Illner, 
ich komme sehr gerne auf Ihr Angebot zurück für weitere Auskünfte zur Verfügung zu stehen. Ich habe nicht ganz verstanden, wodurch der Personalmangel zustande gekommen ist. Sind Ihnen benötigte Stellen gestrichen worden? Sie erwähnten außerdem, dass die persönliche Benutzung eingeschränkt ist, gilt das auch für “Auskünfte und Bereitstellung von Unterlagen, die Nachforschungen in Archivbeständen und Archivbehelfe erfordern, (je angefangene halbe Stunde 50,00 €) (Entgeldordnung)”? 
Sie schreiben weiterhin, dass Sie noch nie erfahren haben, dass ein Benutzungsbegehren aufgrund von Engpässen im Lesesaal abgewiesen oder verschoben werden musste. Ich darf hier auf meine Erfahrung verweisen. Am letzten Dienstag beispielsweise waren von den acht Tischen im Lesesaal acht besetzt, also acht von sechzehn Stühlen. Sie werden mir hoffentlich recht geben, wenn ich behaupte, dass ein wissenschaftliches Arbeiten mit Archivalien und Laptop unmöglich ist, wenn alle sechzehn Stühle an den acht Tischen besetzt sind. Am Dienstag war das Stadtarchiv also am Rande seiner Kapazität und an den drei Mikrofilmgeräten darüber, da vier “Begehren” vorlagen. Die Überschneidung der Begehren betrug vielleicht eine halbe Stunde, dennoch war sie da. Sie sollte also in der Benutzungsstatistik auftauchen.
Sie verweisen auf die Vorteile der Wuppertaler Bürger in Bezug auf Paris und Bern, daher möchte ich darauf hinweisen, dass ein race-to-the-bottom in Bezug auf die Leistungen des Stadtarchivs doch ihrem selbstformulierten Leitbild wohl kaum entspricht. (Ich fordere schließlich auch nicht, dass Sie in Pula bezahlt werden, weil es in Botswana so üblich ist.) 
Zu Ihrer letzten Äußerung in Bezug auf die vorteilhafte Entgeldordnung für geschichtsinteressierte Bürger und insbesondere Schüler und Studenten möchte ich Ihnen erwidern, dass die Erhebung eines Eintritts sowie die Gebühren für Kopien etc. keineswegs ein Akt der Freundlichkeit ist. Sicher sehe ich Ihre und vor allem die Bemühungen Ihrer Mitarbeiter, um Schülern und Studenten von der Belastung zu entlasten und bei Verbauchsmaterialien ist eine Kostenbeteiligung im vernünftigem Rahmen angemessen. Sie verlangen 1,00 € pro Kopie, für den Gegenwert von 6 Kopien erhalte ich 500 Blatt Papier. Sicherlich kosten die Geräte, der Strom und Toner auch etwas, doch ich bezweifle, dass die Kosten pro Kopie 1,00 € betragen. Außerdem frage ich mich, wie sinnvoll die Entgelte verwendet werden und welchen Anteil sie an den Leistungen des Stadtarchivs haben. Können Sie mir da weiterhelfen?

Ich frage mich außerdem, ob es nicht eine andere Möglichkeit gibt, den Montag zu erhalten, zum Beispiel über eine Kooperation mit dem Bergischen Geschichtsverein, bei der ehrenamtliche Mitarbeiter befugt werden Akten zu heben und Mikrofilme einzulegen, ohne dass eine Beratung stattfindet. Ist geprüft worden, ob Mitarbeiter des Historischen Zentrums ersatzweise aushelfen können? Gibt es die Möglichkeit z.B. pensionierte Geschichtslehrer auf 400€ Basis zu beschäftigen?

Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen
J.N.Kirschbaum

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